Nach Umfragen wird die deutsche Grüne Partei bei den Europawahlen der große Gewinner sein. Es wird prognostiziert, dass sie den Anteil der Sozialdemokraten, der zweitgrößten Partei des Landes, übertreffen werden. Im südwestdeutschen Bundesland Baden Württemberg dürften die Grünen über 30% wählen und die Kommunalverwaltung ist eine Koalition der Grünen mit den Christdemokraten. Einer der Gründe könnte eine Verschiebung der Grünen hin zu einer unternehmensfreundlicheren Politik sein.
“Der Kurs ist pragmatisch und realistisch. Es gab einen Unterschied zwischen den Idealisten und den Realisten in der Partei. Aber es gibt in den Grünen keine Idealisten mehr”, sagte der Journalist Gernot Stegert.
Auf nationaler Ebene ist die Grünenbewegung relativ neu, aber die Stadt Tübingen im mittleren Baden-Württemberg wird seit mehr als einem Jahrzehnt von den Grünen regiert.
In den letzten Monaten hat der Gemeinderat eine Regelung verabschiedet, nach der alle Neubauten über Solarmodule verfügen müssen. Es wird sogar von einer Sondersteuer auf Takeaway-Lebensmittel gesprochen, um die Verwendung von Einwegverpackungen zu vermeiden.
Insgesamt scheinen die Grünen mit ihrer Zusammenarbeit mit der Wirtschaft der Stadt zufrieden zu sein.
“Wir brauchen Vorräte für das, was wir das neue grüne Abkommen nennen. Wir können das nicht allein tun. Und natürlich wissen die Unternehmer, dass man ein Unternehmen nicht ohne Menschen führen kann”, sagte der Vorsitzende der Grünen im Stadtrat Christoph Joachim.
“Früher war dies eine Hochburg für die Christdemokraten, aber es wird immer grüner und grüner. Wenn die Grünen in Deutschland bei den EU-Wahlen gut abschneiden, dann wird es nicht zuletzt wegen der Stimmen hier im Südwesten des Landes sein”, sagte Euronews-Korrespondentin Jona Kallgren.
In einer ersten Umfrage, die am Samstag veröffentlicht wurde, lagen die Grünen vor dem konservativen Block von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Die Forsa-Umfrage ergab für die Grünen eine Zustimmung von 27% – ein Plus von 9 Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche. Die CDU von Merkel und die alliierte CSU sanken um zwei Punkte auf 26%.
Das Ergebnis kommt eine Woche nach dem Auftreten der Grünen als zweitstärkste Kraft bei den Wahlen zum Europäischen Parlament mit 20,1% der Stimmen. Die CDU/CSU und ihre Junior-Koalitionspartner, die Sozialdemokraten (SPD), erlitten dagegen historische Verluste. Die CDU/CSU erreichte 28,9%, die SPD 15,8%.